Vertrauen ist ein Muskel: Warum du deinen Englischfähigkeiten trauen solltest
Du und dein Englisch? Geht so. Ihr hattet lange keinen Kontakt, aber seit einiger Zeit lernst du wieder. Du liest mehr auf Englisch, hörst Podcasts und überlegst sogar, einen Kurs zu machen. Und dann passiert es: Im Büro klingelt das Telefon, du gehst ran - und die andere Person spricht nur Englisch.
Was passiert?
Herzrasen und Schnappatmung?
Oder: Kurzer Schreck, durchatmen, "das schaffen wir"?
Spoiler: Wie du reagierst, hängt nicht davon ab, wie "gut" dein Englisch gerade ist. Sondern davon, wie sehr du deinem Englisch vertraust.
Wenn es um dich und dein Englisch geht, gilt nicht: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Sondern: Können ist gut, aber ohne Vertrauen ist es nur halb so viel wert.
Dieser Blogpost ist eine gekürzte Fassung der Podcast-Folge: "How I met my English - der Englisch-Beziehungs-Podcast: Folge 17 - "Vertrauen ist ein Muskel - warum es wichtig ist, dass du deinen Englischfähigkeiten traust".
Du möchtest lieber gleich reinhören? Dann klick hier (auf den Text klicken).
Warum Englisch ohne Vertrauen nicht funktioniert
Vertrauen ist ein Muskel. Es muss trainiert werden, um stark zu bleiben. Und trainieren heißt, dass du Vertrauen langsam aufbaust, dranbleibst, es stärkst und forderst. Denn wie bei "echten" Muskeln gilt: If you don't use it, you lose it.
Wie viel Vertrauen bringst du mit?
Menschen, die lange keinen Kontakt mit Englisch hatten, haben sehr oft das Gefühl, Herausforderungen nicht gewachsen zu sein, in denen sie ihre Fremdsprachenkenntnisse bräuchten. Nicht nur, weil - natürlich - ihre Englischkenntnisse eingerostet sind, sondern auch ihre Erinnerung an das Gefühl, ihrem Englisch vertrauen zu können.
Natürlich kann es auch sein, dass du deinem Englisch noch nie so richtig vertraut hast. Vielleicht war eure Beziehung schon immer schwierig. Oder ihr habt euch irgendwann mal verletzt. Und weil ihr lange keine Zeit mehr miteinander verbracht habt, ist diese Verletzung nie so richtig geheilt.
Was eurer vertrauensvollen Beziehung schadet
Perfektionismus
Menschen, die sich stark über ihre berufliche Expertise definieren, entwickeln oft ein "entweder-oder"-Denken. Sie sagen sich: "Wenn ich es nicht perfekt kann, dann kann ich es gar nicht." Rational wissen wir natürlich, dass dieses binäre Denken keinen Sinn macht. Aber in meiner Arbeit sehe ich immer wieder, wie sich dieser Gedanke einschleicht und den Vertrauensaufbau sabotiert. Perfektionismus führt dazu, dass du dir selbst eine unmöglich hohe Messlatte setzt und jede noch so kleine Unvollkommenheit als Beweis dafür deutest, dass du "es nicht kannst".
Vermeidung und Unterforderung
Wenn du deinem Englisch nicht vertraust, macht es intuitiv Sinn, Englisch aus deinem Leben zu verbannen. Solche Vermeidungstaktiken können aber dazu führen, dass du echte Chancen verpasst. Du bewirbst dich nicht für einen Job, weil dafür Englischkenntnisse nötig sind. Du verschiebst "das mit dem Englisch" auf später. Immer wieder. Du schweigst auf Parties, sobald ein "international speaker" dabei ist und alle "einfach so" ins Englische wechseln. Das wäre alles in Ordnung, wenn es nicht dein eigentliches Problem verschlimmern würde: Du gibst dir gar nicht die Gelegenheit, Vertrauen (wieder-)aufzubauen.
Das kann auch passieren, wenn du zwar Englisch "machst", aber dabei die Strategie der bewussten Unterforderung fährst. "Ich habe den Einstufungstest gemacht, und dabei habe ich mir bewusst nicht so viel Mühe gegeben, damit ich möglichst in den niedrigeren Kurs komme." Ertappt?
Statt deinem Englisch einen Vertrauensvorschuss zu geben und zu sagen: "Hey, gemeinsam schaffen wir auch den anspruchsvolleren Kurs", signalisierst du dir selbst und deinem Englisch dann: "Ich traue uns nicht genug zu."
"Eigentlich müsste ich ein internationales Team leiten", aber es ist einfacher, den B2-Kurs in "General English" zu wiederholen. Vortrag auf der Fachkonferenz? Hm, vielleicht doch lieber nochmal eine Smalltalk-Auffrischung?
Versteh mich nicht falsch, es kann super sein, dich an dein Englisch heranzutasten. Aber wenn du zu lange um die "echten" Herausforderungen herumschleichst, wird die Hürde für dich und dein Englisch immer größer. Hinter deiner Langzeit-Vermeidungstaktik steht dann letztendlich die Botschaft: "Ich vertraue meinem Englisch nicht genug, um auf mein eigentliches Ziel hinzuarbeiten."
Und daraus wird ein hübscher Teufelskreis: Je weniger du deinem Englisch vertraust, desto weniger traust du dich. Und je weniger du dich traust, desto kleiner wird dein Vertrauen.
Wie du deinen Vertrauensmuskel trainieren kannst
Zum Glück kannst du nicht nur deine Englischkenntnisse ein Leben lang ausbauen (Neuroplastizität sei Dank!), sondern auch deinen Vertrauensmuskel.
Wie sieht ein gutes "Vertrauens-Workout" für dein Englisch aus?
Kleine Schritte, viele Wiederholungen
Der Trick liegt darin, den nächsten kleinen Schritt zu definieren und zu denken: "Okay, den schaffe ich." Du musst dir jetzt noch nicht zutrauen, einen Vortrag auf einer Konferenz zu halten oder das nächste Team-Meeting zu leiten. Du musst dir nur den nächsten kleinen Schritt in die richtige Richtung zutrauen.
Das kann so aussehen:
"Heute spreche ich mit mir selbst über meine Arbeit."
"Morgen nehme ich eine Sprachnachricht auf und höre mir das an."
"Nächste Woche spreche ich mit echten Menschen über meinen Job."
Wenn du heute glaubst, dass du den ersten kleinen Schritt schaffst, dann hast du morgen schon eine viel bessere Datenlage: Und je mehr "Daten" du sammelst, desto bessere Beweise hast du dafür, dass du und dein Englisch Herausforderungen gewachsen seid. Du weißt: Das bekommen wir hin. Und wenn etwas schief geht, lernen wir draus. Und dann trauen wir uns, den nächsten Schritt zu gehen.
Darüber würdest du gerne mehr lesen? Hier schreibe ich über das Thema "Scaffolding".
Relevante Ziele setzen
Wenn dein Vertrauens-Workout mit deinen echten, wichtigen Zielen zu tun hat, wird es besonders wirksam. Du trainierst in solchen Situationen ja nicht nur dein Englisch, sondern du beobachtest auch, wie du immer erfolgreicher Aufgaben erfüllst, die dich deinen Zielen näher bringen.
So merkst du nach und nach: "Wow, krass. Ich kann echt was leisten und bewegen."
Dir selbst eine gute Begleitung sein
Ganz wichtig: Training ist anstrengend. Es geht mal was schief. Du hast mal einen schlechten Tag. Deshalb ist es wichtig, nicht nur im Blick zu behalten, was im Bezug auf dein Englisch funktioniert und was nicht, sondern auch, was Erfolge und Herausforderungen mit deinem Vertrauen anstellen. Begleite dich selbst wohlwollend:
a) Vertraue dir, dass du das Training durchziehst.
b) Achte bewusst auf Fortschritte. Schreib sie dir auf.
c) Lass schwierige Tage nicht dein Grundvertrauen erschüttern. Ja, heute war doof, aber wir wissen doch, dass das nicht immer so läuft.
Und wenn du dir nicht vorstellen kannst, wie so ein Trainingsplan aussehen könnte? Dann hole dir einen "Personal Trainer" – jemanden, der dich unterstützt und dir hilft, diesen Plan zu erstellen.
Trust yourself, trust your audience - traue auch anderen Menschen
Vertrauen funktioniert in mehrere Richtungen: Ja, es ist wichtig, dass du dir und deinem Englisch vertraust. Ihr seid aber nicht immer alleine unterwegs - und deshalb solltest du auch üben, den Menschen um dich herum zu vertrauen.
Psychologische Sicherheit
Dein Vertrauen in dein Englisch hängt stark davon ab, in welcher Umgebung du dich bewegst. In Umgebungen ohne psychologische Sicherheit – wo Fehler nicht als normal akzeptiert werden, wo es kein konstruktives Feedback gibt, und wo du dich nicht verletzlich zeigen darfst – wird es dir schwerer fallen, Vertrauen in deine Umgebung zu fassen.
Erkenne das an, lass dich aber nicht dazu verleiten, das Ganze dann auf dein Englisch abzuladen: "Siehst du, du kannst nichts."
Dann hat dein Englisch das gute Recht, patzig zu reagieren: "Schieb nicht auf mich, dass wir hier in einer feindseligen Umgebung unterwegs sind. Wie soll ich denn performen, wenn wir beide Schiss vor den Leuten um uns herum haben?"
Oder so. Vielleicht drückt sich dein Englisch höflicher aus.
Vergleiche
Und natürlich müssen die Menschen um dich herum dir gar nichts Böses tun, um deinem Vertrauen einen Dämpfer zu verpassen. Dafür reicht es schon, dass sie im Raum sind und Englisch sprechen - denn mehr müssen sie nicht machen, um dich eventuell in Vergleiche zu stürzen: "So kann ich das nicht, so stark kann ich meinem Englisch nicht vertrauen, warum mache ich das Ganze eigentlich?"
Und weißt du, was? Dabei ist es völlig egal, wie gut andere Menschen tatsächlich Englisch können. Schon alleine die Tatsache, dass du ja gar nicht unbedingt einschätzen kannst, wie selbstbewusst andere Menschen sich fühlen oder wie effektiv sie tatsächlich kommunizieren, reicht aus, um deine Perspektive zu verzerren.
Wie kannst du diesen Vertrauensmuskel in Bezug auf andere Menschen trainieren?
1. Wo stehst du gerade? Schau mal, wo du und dein Englisch gerade im Bezug auf eure Vertrauensfitness steht.
2. Partnertraining. Verbring Zeit mit deinem Englisch und lerne, ihm zu vertrauen. Ohne Vergleiche.
3. Geschützte Räume: Umgib dich mit Menschen, bei denen du dich sicher fühlst.
4. Erweitere deine Komfortzone nach und nach, indem du sich mit neuen Situationen, Aufgaben, Themen oder Menschen konfrontierst.
5. Sammle positive Erfahrungen: Wir brauchen "Daten", um jemandem vertrauen zu können. Je öfter du erlebst, dass dein Englisch und du auch in Gesellschaft das erreicht, was ihr euch vorgenommen habt, desto leichter wird es, den nächsten Schritt zu wagen.
Und: Je leistungsfähiger dein Vertrauensmuskel wird, desto robuster wird er.
Je mehr du in deine Fähigkeit vertraust, "das schon hinzubekommen", desto besser kommst du mit Herausforderungen klar. Selbst, wenn etwas "schief" geht, wirst du dich nicht so stark verletzen und dein Vertrauen in dein Englisch wird sich dementsprechend schneller erholen. Weil du weißt: Ja, es kann mal ein Fehler passieren, und nein, das heißt nicht, dass ich mich nicht mehr auf mein Englisch verlassen kann.
Vom Trainingsplan zur Beziehung
Das Schöne an diesem Vertrauens-Workout ist, dass du nicht nur stärkere Englischfähigkeiten entwickelst, sondern eine belastbare Beziehung zu deinem Englisch.
Irgendwann wirst du merken: Ihr seid ein Team. Ihr vertraut einander. Und selbst wenn ihr mal in eine schwierige Situation geratet, wisst ihr: "Das kriegen wir hin."
Fällt es dir schwer, deinem Englisch zu vertrauen? Vielleicht hast du alte "Verletzungen", die nicht richtig verheilt sind. Oder du weißt nicht, wie du diesen Vertrauensmuskel trainieren kannst. Ein Coaching kann dir helfen, eine stabile Vertrauensbasis aufzubauen. Vereinbare hier gerne ein unverbindliches Kennenlernengespräch mit mir.