Stell dir vor, du bist auf einem Abitreffen. Um dich herum all die Menschen, mit denen du damals zur Schule gegangen bist – alte Freunde, Leute, mit denen du den Kontakt verloren hast, und vielleicht auch ein paar Menschen, die dich damals verunsichert haben. Dann spricht dich jemand an, für den du damals ganz schlimm geschwärmt hast: "Hey, lange nicht gesehen! Wie geht’s dir?"
Und mit einem Schlag verpufft all deine Lebenserfahrung. Du wirst rot und stotterst: "Äh, ja!"
Genau so kann es sich anfühlen, wenn du nach Jahren wieder mit Englisch in Kontakt kommst. All die alten Gedanken und Gefühle aus der Schulzeit sind plötzlich wieder da: "Englisch mochte ich noch nie." – "Ich war in Englisch immer schlecht." – oder "Eigentlich mochte ich Englisch, aber irgendwie haben wir uns aus den Augen verloren."
Und genau wie auf dem Jahrgangs-Treffen stellst du dir vielleicht die Frage: „Wie bekomme ich das jetzt hin, hier als erwachsener Mensch diese Situation zu navigieren, wenn das Ganze doch so stark von Erfahrungen aus einem ganz anderen Lebensabschnitt geprägt ist?"
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Mein Ziel für dich ist: Mach das Beste aus deinem Englisch. Heute, morgen und für immer.
Und dazu gehört die Einsicht, dass du nicht mehr genau der gleiche Mensch bist, der du damals warst. Und dein Englisch ist auch nicht mehr das von früher. Die Frage ist also: Wie kannst du diesen Neustart gut hinbekommen? Wie lernst du nach einer langen Pause Englisch?
Offen sein: Deine Englisch-Beziehung ist jetzt eine andere
Stell dir vor, jemand sagt dir auf dem Abitreffen: „Hey, du hast dich ja gar nicht verändert!" Das ist vermutlich als Kompliment gemeint, und trotzdem stellst du vielleicht innerlich die Borsten auf.
Wir wollen uns verändern. Wir wollen wachsen. Wir wollen nicht hören, dass wir immer noch so sind, wie wir mit 15 16, 17, 18 Jahren waren.
Gleichzeitig wissen wir aber auch, wie schwer es ist, das Bild abzulegen, das wir selbst von Menschen haben, die wir aus der Schule kennen. Wir gestehen anderen Menschen nicht immer ihr Wachstum zu. Und das ist total schade. Schließlich kann es passieren, dass man sich ganz wunderbar mit jemandem unterhält, mit dem man früher nur sehr wenig gemeinsam hatte.
Auf Englisch übertragen heißt das: diese Beziehung ist anders als die Beziehung, die ihr in der Schule geführt habt. Das ganze Umfeld ist anders, alle Anforderungen sind anders. Du bist anders. Du hast in der Zwischenzeit andere Dinge erlebt, du hast andere Dinge gelernt, du hast andere Beziehungen geführt.
Aber nicht nur du hast dich verändert. Auch dein Englisch "tickt anders", wenn du es außerhalb der Schule triffst.
Ich weiß, dass das für viele Menschen ein Riesenschritt sein kann - vor allem, wenn Englisch damals nicht nett zu dir war. Manche Menschen hatten das Gefühl, dass Englisch sie mobbt, oder dass Englisch immer viel zu cool für sie war. Es gehört schon was dazu, diesem Englisch zu verzeihen. Oder tief durchzuatmen und sich mit Englisch an einen Tisch zu setzen, auch wenn man dabei alle "mean girls" Szenen aus amerikanischen Teenie-Komödien im Kopf hat. Selbst zu entscheiden: Ich gehöre dazu, ich sitze hier mit am Tisch.
Nur dann kannst du fragen: "Hey, wie bist du denn jetzt so drauf? Wie könnte unsere neue Beziehung aussehen?"
Wenn du nach langer Pause wieder mit Englisch anfängst, hast du also genau eine Aufgabe: zuhören.
Zuhören - wo steht ihr gerade?
Setz dich gedanklich an einen Tisch mit deinem Englisch. Sprecht miteinander und findet Anknüpfungspunkte.
- Was hast du in der Zwischenzeit gemacht und gelernt?
- Welche Interessen hast du, und wie passt Englisch dazu?
- Wie könnte Englisch dein Leben bereichern?
- Was weißt du noch, was willst du auffrischen?
Du darfst in Ruhe herausfinden, welche Rolle Englisch in deinem Leben spielen kann, darf oder soll.
Wenn du im Job Englisch brauchst, hast du ganz pragmatische Gründe, um dein Englisch auch nach langer Zeit wieder zu verbessern. Wenn du im Freundeskreis neue Leute hast, die hauptsächlich Englisch sprechen, geht es dir um Beziehungen zu anderen Menschen. Vielleicht willst du dir ein neues Hobby zulegen und die Kurse dafür gibt es nur auf Englisch. Oder. Oder. Oder. Es gibt viele gute Gründe, um als Erwachsener wieder Englisch zu lernen. Nur: "Englisch lernen wollen" ist nie der eigentliche Grund.
Dieser Schritt ist meiner Erfahrung nach besonders wichtig, wenn Menschen "das mit Englisch" wieder angehen wollen. Wer seine Englischkenntnisse auffrischen will, hängt gedanklich oft noch in Erfahrungen aus der Schulzeit. In der erwachsenen Umgebung sieht "Englisch" aber anders aus, hat andere Bedürfnisse und bietet dir andere Möglichkeiten.
Wer das erkennt, fühlt sich erfahrungsgemäß sofort ein bisschen freier und optimistischer.
Im Gespräch mit deinem Englisch erkennst du nämlich:
- Man ist mit Beziehungen nie fertig und darf sie immer wieder neu gestalten. Das ist auch bei Englisch so.
- "Nie fertig sein" bedeutet: Es ist auch nie zu spät. Du kannst den Faden einfach wieder aufgreifen, auch wenn euer letzter Kontakt lange her ist.
Das ist besonders wichtig, wenn du das Gefühl hast, dein Schulenglisch vergessen zu haben oder den Anschluss verloren zu haben, wenn du dich mit anderen Menschen vergleichst: Okay, ihr habt euch vielleicht aus den Augen verloren, dann ist das so. Aber du hast dir in der Zwischenzeit andere sinnvolle Dinge getan und gelernt. Und die bringst du jetzt eben einfach mit in deine neue Englischbeziehung. Du hast und kannst mehr als früher. Und genau das erlaubt dir, relativ offen dafür zu sein was sich da als Nächstes entwickelt.
Entscheidungen treffen: Wie gehts weiter?
Erwachsene Menschen können ihre Beziehungen relativ frei gestalten. Sobald du also erkennst, dass deine Beziehung zu Englisch auch eine "erwachsene" Beziehung ist, kannst du viel freiere Entscheidungen darüber treffen, wie es weitergehen soll.
- Du setzt dich aus freien Stücken mit an den Tisch.
- Du triffst echte Entscheidungen darüber, welche Art von Beziehung ihr haben könnt.
Was, wenn du keine freie Wahl hast?
Das stimmt natürlich: Du kannst dir nicht immer aussuchen, mit welchen Menschen du dich umgibst und mit welchen Menschen du Beziehungen führst – vor allem nicht, wenn es eben berufliche Beziehungen geht. Aber du kannst mitbestimmen, wie diese Beziehung aussehen soll und wo du Grenzen ziehst. Du kannst Beziehungen mitgestalten. Und das ist auch bei deiner Englischbeziehung so.
Wie soll die Beziehung aussehen?
Beim Abitreffen ist das relativ einfach: Wird das eine lose Bekanntschaft? Vernetzt ihr euch auf LinkedIn? Oder habt ihr schon gemerkt, dass ihr beruflich super zusammenpasst, weil ihr schon das nächste gemeinsame Projekt auf die Papierserviette gekritzelt habt?
Habt ihr euch einfach gut verstanden und verabredet euch auf einen Kaffee?
Unternehmt ihr was Konkretes zusammen?
Oder habt ihr euch nicht viel zu sagen und es bleibt bei einem "schön, dich zu treffen?"
Ganz ehrlich: Auch das kann mit deinem Englisch passieren. Du triffst es immer mal wieder, begegnest ihm offen und neugierig und merkst: „Nein, irgendwie ist das gerade keine Priorität für mich." Solange du dabei ehrlich zu dir selbst bist, ist das völlig legitim. Wenn es keine praktischen Gründe oder äußeren Zwänge gibt, Englisch wieder aufzugreifen, und du auch sonst keine Motivation hast: Lass es. Es gibt keine moralische Verpflichtung, deine Zeit in Englisch zu investieren. "Man macht das so" ist kein guter Grund.
Aber: Wenn du merkst, dass du eine Beziehung zu deinem Englisch aufbauen willst, dann verschwinde nicht einfach am Ende des Abends.
Pläne machen: Entscheide, wie es weitergeht
Beim Abitreffen triffst du Entscheidungen: Willst du mit jemandem in Kontakt bleiben? Tauscht ihr Nummern aus? Oder bleibt es bei einem netten Gespräch?
Genauso entscheidest du bei Englisch:
- Willst du es nur gelegentlich nutzen?
- Möchtest du aktiv daran arbeiten?
- Hast du ein konkretes Ziel?
Egal, was du entscheidest: Triff bewusst eine Wahl. Und dann ziehst du es durch. Du solltest es jetzt nicht dem Zufall überlassen, was als Nächstes passiert.
- Wie kann dein nächster Schritt aussehen?
- Oder was brauchst du, um deinen nächsten Schritt zu planen?
Du solltest nach deinem Wiedersehen konkrete "to do"s in deinem Kalender haben:
- Formulieren, was mein Ziel ist.
- Verstehen, welche Handlungen ich ausführen muss, um auf dieses Ziel hinzuarbeiten.
- Herausfinden, was mich dabei unterstützt, diese Schritte zu gehen.
Hauptsache, es geht dir dann in zehn Jahren nicht wieder genauso: „Hey, du auch hier? Cool. Mensch, schade, wir haben uns ja voll aus den Augen verloren. Was machst du denn so?
Fragen?
Du hast jetzt zwar Ziele, weißt aber nicht, wie du loslegen sollst?
Oder du weißt gar nicht wirklich, wie du deine Ziele formulieren könntest?
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Dieser Post als Podcast-Folge: "How I met my English - Der Englisch-Beziehungspodcast"
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