Kreative Pause am Schreibtisch: 5 Minuten

Juni 10, 2020

5 kreative Minuten am Schreibtisch

Du sitzt am Schreibtisch und arbeitest brav die To-Do-Liste ab.

Aber plötzlich: Stillstand. Mitten im Satz wechselst Du ins Email-Programm. Dann wieder in Dein Dokument. Greifst zum Handy. Oh, Whatsapp.

Dein Gehirn braucht eine Pause. Jetzt wäre spazierengehen gut. Ein Kaffe. Eine Yoga-Übung. Ein Schwatz mit Kollegen.

Du bist aber im Homeoffice. Es regnet. Die Kollegen sind nur digital zu erreichen. Kaffee ist ungesund. Und Yoga ist halt Yoga.

Was machst Du denn jetzt, wenn Du kurz aus Deinem Kopf „raus“ willst?

Wie kann ich im Alltag kurz abschalten?

Ich arbeite schon immer viel im Homeoffice. Diese Hänger kenne ich also nur zu gut. Und zur Zeit ist meine Aufmerksamkeits-Spanne besonders kurz. Was da draußen vor sich geht, ist einem halt auch im Homeoffice nicht egal.

Wer keine Kinder hat und von zu Hause arbeitet, tut sich oft schwer, die Arbeit loszulassen. Weil man einerseits unkonzentriert ist, andererseits aber so viele Sachen abarbeiten will, dass die Arbeitswoche gar nicht mehr aufzuhören scheint.

Also, „raus“ aus dem Kopf, zumindest kurz. Aber wie?

In den sozialen Medien rumzuklicken macht müde. Außerdem trainiert es unser Gehirn nebenbei noch dazu, immer wieder den kurzen Dopamin-Flash zu suchen, den diese Aha-Momente mit sich bringen. Ablenkung wird dann zur Dauergewohnheit. Also nicht zu viele Wombat-Videos schauen.

  • Ich lese gerne Newsletter oder Zeitung, aber da verschwindet sehr schnell viel Zeit.
  • Aufräumen oder Putzen: Auch ganz nützlich, aber wer putzt schon fünf Minuten lang und ignoriert brav herumliegende Magazine, Quittungen, Postkarten oder Kekse?

Kreative Pause gefällig?

Kreative Pausen tun uns gut.

Wer arbeitet und lernt, fordert sein Gehirn ganz schön. Nach einer gewissen Zeit braucht so ein gefordertes Gehirn dann eine Pause. Wer zwischendurch malt, sich bewegt oder lacht, tut sich was Gutes. Ja, echt. Aha!-Momente sind doppelt so schön, wenn man sie sich auch verdient hat.

Im Unterricht benutzen Lehrer kurze „Brain Breaks“, damit sich lernende Köpfe erholen können. Kinder holen sich ihre kreativen Pausen sonst selbst.

Nur wir Erwachsenen denken oft, dass wir keine Zeit mit „Spielen“ verschwenden sollen. 

Warum tun uns kreative Pausen eigentlich so gut?

Zwischendurch den Gang zu wechseln bringt unser Gehirn wieder in Schwung. Wer den ganzen Tag lösungsorientiert arbeitet, profitiert von Pausen ohne Fokus. Nichts tun. Ins Grüne schauen. Zum Kopierer gehen. Dabei „verdaut“ unser Gehirn Informationen, Eindrücke und Emotionen, ordnet und arbeitet an langfristigen Lösungen.

Auch ein Wechsel von einer Tätigkeit zu einer anderen kann gut tun. Zwischendurch die Aufmerksamkeit auf etwas Anders zu lenken, nicht mit voller Motivation weitermachen müssen, andere Eindrücke bekommen. Wie ein ganz kurzer Urlaub.

Nach Pausen sind wir entspannter, motivierter, kreativer. Ja, auch produktiver.

Kein Wunder also, dass es so viele Ratgeber für „gute“ Pausen gibt. Aber welche Art von Pause Dir wann gut tut, merkst Du vermutlich selbst.

Und wenn sich in Dir jetzt alles sträubt, verstehe ich das: Wie, jetzt wird auch die Pause noch zum Selbstoptimierungs-Instrument?

Muss ja nicht.  

Kreative Pause. Mit Englisch.

Jaaa, jetzt komme ich zu den kreativen Pausen auf Englisch. Geht das? Klar.

Im Unterricht sind kurze Spiele und kreative Pausen wichtig. Warum also nicht die kreative Pause ohne Unterricht drumrum?

Nochmal: Es geht nicht um Selbstoptimierungswahn. Jetzt auch noch in den Pausen Lernen! Eher andersrum: Mal was mit Englisch machen, aber ohne Druck. 

Da freut sich das Language Pig und galoppiert fröhlich im Kreis.

Das Motto ist: Leichtigkeit. Play time, people!

Was willst Du eigentlich machen? 

  1. 1
    Entspannen. Einfach nur entspannen.
    Mach die Übungen gerne auf Deutsch. Oder in einer anderen Sprache, die Du gut kannst.
  2. 2
    Bisschen ablenken. Nicht anstrengen.
    Mach die Übungen und geh mit Neugier dran. Schau einfach, was dabei rauskommt.
  3. 3
    Spielen. Und lernen. Und wissen, warum.
    Das ist alles schön und gut, aber Du möchtest wissen, wie die Übungen Dein Englisch verbessern? Gerne. Unter jeder Übung steht ein Hinweis darauf, welche Kompetenz nebenbei trainiert wird.

1: Figurengedichte

Das sind Gedichte, die auch eine Figur darstellen. 

Nimm ein Wort, das einen Gegenstand beschreibt. Wenn du wirklich im Homeoffice bist, nimm vielleicht einen „pen“, „stapler“, oder eine „mug“. Zeichne die Umrisse. Füll sie mit dem Wort. Oder Wörtern, die Dir dazu in den Sinn kommen.

Kreative Pause mit einem Figurengedicht

Ein Figurengedicht, aber auch ein Wortfeld. Wie viele Vokabeln zum Thema "Schere" siehst Du?

Nutzen:

Unser Gehirn speichert Vokabeln über Assoziationen mit existierendem Wissen. Zum Beispiel mit physischen Eigenschaften und anderen Wörtern. Wenn Du also über „mug“ nachdenkst, aktivierst Du nicht nur das eine Wort, sondern ein ganzes Wortfeld. Das kann man üben, zum Beispiel mit Wortfeld-Sammlungen. Während Du also eigentlich „nur“ ein bisschen malst, bist Du vielleicht überrascht, was Dir alles einfällt.

2: Reime

Such Dir ein englisches Wort wie zum Beispiel „mug“ und gib es in den Reimfinder ein.

Kannst Du ein Gedicht dazu erfinden?

Oder vielleicht machst Du gleich einen ganzen Limerick draus. Das ist ein scherzhaftes Gedicht mit dem Reimschema aabba.

There once was a big china mug
Which belonged to an East London thug
Who adored his strong tea
With a sugar, or three
And milk, but only a glug.

Oder so.

Nutzen:

Unser inneres Lexikon assoziiert Wörter auch mit anderen Wörtern, die ähnlich klingen oder aussehen. Reime und sogar Anagramme werden also auch gleich aktiviert, wenn wir an ein Wort denken. Reime nachzuschauen, trainiert also Dein „Ohr“ für die Fremdsprache und Du übst, Laut und Schrift zusammen zu bringen. Das ist ja bekanntlich nicht so einfach im Englischen. 

Reime sind nicht Dein Ding? Dann versuch Dich an Formen, die sich nicht reimen.

3: Haikus

Ein kleines Reihenhaus in Birmingham. Drei Studentinnen, ein winziger Kühlschrank. Da sagt man Sätze, die sagt man eigentlich nicht. 

Kreativ mit Haikus

Wenn dann auch noch zwei der Mitbewohnerinnen Literatur studieren, wird daraus ein Haiku für die Küchentür.

So war das. 

3 Zeilen, keine Reime.
Schema: Erste Zeile 5 Silben, dann 7, dann wieder 5.
Thema: Eine Momentaufnahme.

Ein oder zwei Bilder, die genau diesen Moment beschreiben.

Nutzen:

Weniger ist mehr. Wann sagt man das schon beim Sprachenlernen? Da leiden wir ja eher darunter, dass wir das, was uns wichtig ist, nicht in Worte fassen können. Hier gilt: Komplexe Gedanken, einfache Sprache.

Kleine Erinnerung: Leichtigkeit. Was Du machst, darf gerne albern sein. Oder schön. Oder traurig. 

4: Blackout poems

Wie würde es aussehen, wenn der CIA Haikus schreibt? Der Autor und Künstler Austin Kleon begann irgendwann während einer Schreibblockade, aus Zeitungsartikeln Gedichte zu machen. Er nahm eine Zeitung, suchte sich einen Artikel aus, begann, Wörter einzurahmen, die ihm gefielen, und den Rest mit dem Marker zu übermalen.

Und genauso gehts.

Blackout Poems für die kurze Pause im Alltag

Und? Welcher Roman verbirgt sich hier?* 

Newspaper Blackout Poems sind mittlerweile ein Internet-Phänomen und ein Buch. In seinem Ted Talk und in seinem Buch „Steal like an Artist“ spricht Austin Kleon darüber, warum ihn seine Gedichte an CIA-Akten erinnern, und wie Ideen aus anderen Ideen entstehen.

Nutzen:

Lesen, lesen, lesen. So viel wie möglich. Für ein Blackout Poem musst du weder selbst schreiben noch alles im Text verstehen. Wähle Wörter aus, die dir gefallen, dir etwas bedeuten oder auch einfach nur interessant klingen.

5: Assoziationsketten

Nimm zwei Wörter, die nichts miteinander zu tun haben. Verbinde sie über eine Assoziationskette. Fertig.

Einfach? Hmmm. Versuch es mal mit den beiden Wörtern (und erst auf die Wörter klicken, wenn Du es echt versucht hast)

Asphalt - Alien

asphalt - grey - colour - splat - shape - shape-shift - monster - alien

Nutzen:

Im Marketing sind solche Zwangsassoziationen eine Methode, um kreative Ideen zu entwickeln. Sprachlehrer benutzen sie, um neues Wissen mit bestehendem zu verknüpfen. Unser Gehirn speichert Wörter über Assoziationen aller Art. Je stärker die Verbindungen, desto eher erinnerst Du Dich später. Die Idee habe ich aus „The Language Teacher Toolkit“ von Steve Smith und Gianfranco Conti.

6: Elfchen

Elfchen sind ganz einfache Gedichte, die aus elf Wörtern bestehen. Du kannst sie wunderbar im Anschluss an eine Wortlawine schreiben, oder auch einfach so.

Es gibt unterschiedliche Varianten von Elfchen, oder "Elevenies". Sie funktionieren alle in etwa so:

1. Nimm ein Wort (Objekte funktionieren am Anfang ganz gut).

2. In die zweite Zeile schreibst du 2 Verben: Was tut es?

3. Drei Wörter: Wie oder wo ist es?

4. 4 Wörter, die dir noch einfallen.

5. Ein Ergebnis, eine Zusammenfassung oder ein Ausruf in einem Wort.


Bonus

Ich weiß nicht mehr, wonach ich gesucht habe, aber beim Schreiben dieses Texts bin ich irgendwann auf Rufus Wainwrights Damsel in Distress gestoßen.

Wenn Du gerade über Figurengedichte, Reime, Wortspiele und Assoziationsketten nachgedacht hast, ist das Video ein Suchbild und inspiriert Dich vielleicht zusätzlich. Oder Du schaust es Dir einfach so an. Passt gerade so in eine 5-Minuten-Pause.

  • Wie viele Reime findest Du?
  • Welche Wörter findest Du auf Schildern? Welches Wort-Schild würdest Du über Deinen Schreibtisch hängen?
  • Lust auf Schraffur-Zeichnungen bekommen? Auch das ist gut fürs Gehirn. Lies mehr über Doodling in meinem English Read dazu.

*Klar: Jane Eyre!

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