- Was will ich machen?
- Wo sind meine Materialien?
- Was mache ich an “schlechten” Tagen?
So umgehst du Analysis Paralysis, Reibungsverluste und unrealistische Erwartungen.
Viele Menschen sind motiviert, an ihrer Beziehung mit ihrem Englisch zu arbeiten. Sie investieren Zeit und Geld in Coaching, kaufen Materialien und möchten eigentlich auch gerne selbstständig im Alltag kleine Zeiteinheiten für ihr Englisch einplanen. Und das klappt dann doch nicht.
Ja, das liegt an vollen Terminkalendern. Das liegt auch daran, dass Tagesabläufe für viele Menschen nicht so planbar sind. Es liegt auch daran, dass Professional Development, also Fortbildung, in der Liste mit den Prioritäten meistens sehr schnell nach ganz unten rutscht.
Aber es gibt auch ganz praktische Gründe dafür, dass Menschen im Alltag einfach nicht in die Umsetzung kommen – und an denen kann man relativ schnell auch was drehen.
Deshalb schauen wir uns heute meine Top 3 an. Ich gebe dir drei Fragen, die du dir stellen solltest, wenn du diese Problematik kennst.
Dieser Blogpost ist eine gekürzte Fassung der Podcast-Folge: „How I met my English – der Englisch-Beziehungs-Podcast“, Folge 26: „Keine Zeit für dein Englisch? Stell dir diese 3 Fragen“.
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Was wirst du tun?
Gehen wir mal wieder zurück aufs Sofa. Du sitzt da mit deinem Englisch und ihr wollt mehr Quality Time miteinander verbringen. Dann habt ihr das gleiche Problem, das es bei jeder Date Night gibt: Es gäbe unendlich viele Möglichkeiten, eure Zeit zu füllen.
Wenn du dich mit Schatzi zur Date Night verabredest, werdet ihr vermutlich im Vorhinein entscheiden, in welches Restaurant ihr an dem Abend geht. Denn ihr wollt nicht an dem Abend erst mal die eine halbe Stunde damit verbringen, euch darüber zu streiten, in welches Restaurant ihr gehen wollt, ob ihr dann noch einen Tisch bekommt und was man dafür anziehen sollte.
In dem Moment ist es nämlich sonst sehr wahrscheinlich, dass ihr viel zu viele Möglichkeiten im Kopf habt und dann eigentlich gar keine Entscheidung mehr treffen könnt. Und genau das ist das, was wir als Analysis Paralysis beschreiben: die Unfähigkeit, aus sehr vielen Alternativen zu wählen und als Konsequenz keine Entscheidung mehr treffen zu können.
Fluch und Segen: Englisch ist jederzeit verfügbar
Auch im Bezug auf Englisch hättest du unendlich viele Möglichkeiten, deine Quality Time zu füllen. Wenn Menschen zu mir kommen und wissen wollen, was sie für ihr Englisch tun könnten, frage ich immer zurück, was sie schon ausprobiert haben oder noch ausprobieren könnten.
Du kannst es dir vorstellen. Die Liste ist dann lang. Du könntest jederzeit Podcasts hören, Bücher lesen, Filme schauen, Vokabeln üben, Mindmaps machen, dich mit Menschen treffen, Meet-ups besuchen, Tandem-Partner organisieren, Stunden buchen, YouTube-Videos schauen, Journaling machen, Kurse besuchen, Magazine kaufen, viel Zeit auf TikTok verbringen.
Du kannst dich heutzutage jederzeit, egal wann, egal wie, egal in welchem Medium, in irgendeiner Form mit englischen Inhalten beschäftigen. Und das ist natürlich eigentlich toll: Englisch ist jederzeit verfügbar.
Die Konsequenz: „Analysis Paralysis“
Meiner Erfahrung nach stehen Menschen dann vor dieser unendlichen Auswahl und erleben eben Analysis Paralysis.
Sie fragen sich: „Was soll ich denn jetzt machen? Ist das nützlich? Ach, darauf habe ich eigentlich gerade gar keine Lust. Oh nein, darauf auch nicht."
Und das Ergebnis ist dann, dass du doch wieder etwas ganz anderes machst. Du hast ja gerade eh schon das Handy in der Hand und dein Gehirn bietet dir dann als Alternative an: „Hey, wir können doch auch Wombat-Videos schauen, anstatt uns jetzt mit dieser schwierigen Englisch-Entscheidung zu quälen."
Wenn du jedes Mal vor dem Anfangen eine Entscheidung darüber treffen musst, was du jetzt machen wirst, dann ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass du gar nichts machst.
Wie vermeidest du Analysis Paralysis?
Analysis Paralysis hat natürlich nicht nur etwas damit zu tun, dass es zu viel Auswahl gibt, sondern auch damit, dass du nicht unbedingt immer weißt, was wirklich sinnvoll für dich und dein Englisch ist.
Wenn du schon mit einem Coach oder Trainer zusammenarbeitest, ist das einfacher, weil ihr hoffentlich zusammen besprecht, was du zwischen den Sessions machen kannst. Meine Kundinnen haben dann zum Beispiel nach jeder Session ein Workbook, das sie durcharbeiten können, und wir vereinbaren Strategien und Übungen, die für sie in der Zwischenzeit sinnvoll im Bezug auf ihre aktuellen Ziele sind.
Wenn du alleine an deinem Englisch arbeitest, ist das vielleicht nicht ganz so offensichtlich, aber auch dann hast du vermutlich Dinge, die du schon länger mit deinem Englisch machen wolltest.
Vielleicht gibt es einen Artikel oder ein Buch, das du lesen wolltest. Da liegt vielleicht schon etwas auf dem Schreibtisch oder auf deiner Festplatte mit einem dicken “to read” Label.
Oder du bist schon ganz lange neugierig auf diesen oder jenen Podcast. Vielleicht hattest du auch geplant, dich nach Inhalten auf LinkedIn oder Instagram umzuschauen, die für dich relevant oder interessant sind.
Der Trick: Leg dich fest
Das fühlt sich vielleicht erst mal nicht so toll an. Wir haben ja nie Lust auf das, was gerade vor uns liegt. Aber: Leg dich fest.
Was dabei hilft:
- Triff diese Auswahl nicht dann, wenn du eigentlich schon ins Tun kommen willst, sondern vorher. Dann trennst du “planen” von “machen” und triffst Entscheidungen in einem Moment, in dem du auch genug Energie für gute Entscheidungen hast.
- Sieh das Ganze als Experiment. Du musst das nicht für immer machen. Aber leg dich für eine oder zwei oder drei Wochen fest. Danach kannst du wieder neu entscheiden: Was hat geklappt? Was nicht? Aber dafür musst du erstmal diese eine Sache ausprobieren.
Was kommt wohin?
Du hast dich jetzt entschieden, was du mit deinem Englisch machen willst. Du willst loslegen. Und dann merkst du:
- Du hast dir deine Aufgabe irgendwo aufgeschrieben, findest die Notiz aber nicht mehr.
- Du sitzt im Zug und hast keinen Empfang. Jetzt kommst du nicht an die Podcastfolge, die du hören wolltest.
- Du willst dir eine Vokabel aufschreiben, hast aber dein Notizbuch nicht dabei.
Das Problem: Friction. Du willst etwas tun, hast aber deine Materialien nicht bereit. Und dadurch entstehen Reibungsverluste, die dich rausbringen, ablenken, und deine kostbare “Quality Time” fressen.
Wie organisierst du deine Materialien?
Das hängt natürlich auch mit dem Thema „Entscheidungen treffen" zusammen. In diesem Fall geht es darum, durch Entscheidungen im Voraus Friction zu vermeiden – also Reibungsverluste in deinen Prozessen.
Einer der größten Reibungspunkte ist meiner Erfahrung nach tatsächlich, wenn Menschen keine Klarheit darüber haben, welche Materialien sie verwenden, wo sie diese speichern und wo sie sich dann Notizen dazu machen.
Das sind die gleichen Herausforderungen wie in deinem normalen Leben
Du merkst: Diese Herausforderungen hast du in allen Bereichen deines Lebens:
- Wo notierst du dir Aufgaben?
- Wo schreibst du Listen?
- Wo speicherst du Dokumente?
- Wie verwaltest du Notizen?
Und da hast du vermutlich auch schon Systeme, die ganz gut für dich funktionieren.
Daraus folgt dann: Für dein Englisch solltest du ein System finden, das so nah wie möglich an den Lösungen ist, die für dich auch in anderen Lebensbereichen gut funktionieren.
Ein Beispiel: Analoge und digitale Notizbücher
Notizbücher sind wunderbar. Es gibt Menschen, die arbeiten super gut mit Notizbüchern, wenn sie sich mit ihrem Englisch beschäftigen. Weil sie auch sonst Notizbücher verwenden. Dann haben sie schon ein System dafür, was in welches Notizbuch kommt und wo dieses Notizbuch dann liegen sollte, damit sie es zur Hand haben, wenn sie es brauchen.
Und dann gibt es Menschen, die ständig unterwegs sind und deshalb garantiert nie das Notizbuch dabei haben, das sie jetzt gerade für ihr Englisch brauchen. Da funktionieren andere Systeme besser. Ich habe Kunden, die sich ein Word Dokument in der Cloud abspeichern und da alles reinschreiben, was mit ihrem Englisch zu tun hat. Ich habe Kunden, die eine Notizen-App benutzen, in die sie alles reinwerfen.
Das wichtigste Kriterium ist: Benutze ein System, das möglichst nah an dem ist, was du sowieso schon tust.
Du kannst das jetzt sofort ausprobieren:
Wo bist du, während du das liest? Bist du am Handy? Sitzt du mit dem Laptop auf dem Sofa? Oder am Schreibtisch? Das ist ziemlich wahrscheinlich der Ort, an dem du öfter über dein Englisch nachdenkst. Wie könntest du dich hier so organisieren, dass du schnell Notizen machen und abrufen kannst?
Es geht nicht darum, wie „man" das so macht oder was das „perfekte” System ist. Du brauchst ein System, das für dich funktioniert.
Und auch da empfehle ich wieder: Sieh es als Experiment.
Triff eine Entscheidung. Folge dem System ein paar Wochen. Dann hinterfragst du, was geklappt hat und was nicht.
Egal, welches System du ausprobierst: Du wirst merken, dass du deine “English Quality Time” auch wirklich mit Englisch verbringst – nicht damit, deine Systeme zu verwalten.
Wie geht es dir heute?
Das klingt erst mal nicht nach Organisation, gehört aber dazu. Das Ziel ist ja, möglichst wenige Entscheidungen treffen zu müssen und Reibungsverluste zu vermeiden. Das bedeutet auch, mit widrigen Umständen und Widerständen umzugehen – und zwar, indem du sie mit einplanst.
Triff also jetzt eine Entscheidung, die dir später das Machen erleichtert.
Was mache ich, wenn ich mal keine Lust und keine Energie habe?
Damit meine ich nicht das „wenn" im Sinne von „falls", sondern das „wenn" im Sinne von „immer dann wenn". Du wirst auf jeden Fall Tage haben oder Zeiten haben, an denen dein Energielevel nicht so optimal ist:
- Du bist hungrig.
- Du hast schlecht geschlafen.
- Du bist genervt.
- Du hattest anstrengende Gespräche.
Es wäre unrealistisch, davon auszugehen, dass du immer top motiviert und ausgeschlafen wach bist, wenn du Englisch machen willst.
Es wäre also auch nicht hilfreich zu sagen: „Ich mache nur dann Englisch, wenn ich top ausgeschlafen, wach und ausgeruht bin."
Was passiert, wenn du nicht auf deine Tagesform achtest
Menschen vergessen gerne, dass ihr Englisch nicht von ihrem Leben getrennt ist. Deshalb sehen sie oft auch nicht, dass ihre Tagesform einen Einfluss auf ihre Englisch-Leistungen hat. Damit machen sie sich unnötig das Leben schwer.
Sie sagen dann Dinge wie:
- „Ich kann das immer noch nicht.”
- „Das war heute ja wohl nichts.”
- „Ich war heute unglaublich langsam.”
- „Das lerne ich nie.”
Anstatt zu sehen:
- „Ah, heute war ich müde.”
- „Mir gehen heute so viele Dinge durch den Kopf, ich habe eigentlich gar keine Aufmerksamkeit für mein Englisch übrig.”
Dabei ist es wichtig, die eigenen Erwartungen an die jeweiligen Umstände anzupassen.
Triff zwei Entscheidungen
- „Ich achte darauf, wie es mir geht, und passe dementsprechend an, was ich leisten kann.”
- „Was ich dann mache, ist gut genug."
Punkt. Diese beiden Regeln gelten immer.
Da musst du nämlich nicht jedes Mal wieder über das „ob" und das „wie" und das „was" entscheiden. Und du musst auch nicht jedes Mal mit dir selbst diese Diskussion führen, ob das, was du gemacht hast, “gilt”.
Damit ersparst du dir viele Grundsatzdiskussionen in Momenten, in denen du ja sowieso schon müde, genervt oder ein bisschen mutlos bist.
„Weniger machen“
Die Entscheidung, „weniger zu machen“, kann sehr einfach umgesetzt werden:
- Lies nur einen Absatz anstatt einer Seite.
- Schau dir nur die Zwischenüberschriften in dem Paper an, das du lesen wolltest.
- Lies nur den Abstract.
- Hör dir nur zwei Minuten Podcast an, dafür aber 2-3 Mal.
- Schreib einen Satz.
- Schau ein Wort im zweisprachigen Wörterbuch nach und schreib dir die Definitionen raus.
So wird dieses Prinzip vielleicht sogar zu einem Spiel für dich: „Wie kann ich das so anpassen, dass ich trotzdem etwas mache?“
Was du dabei lernst
Mit der Zeit wirst du dabei wichtige Einsichten sammeln:
Welche Aufgaben kosten dich viel Energie?
Welche Aufgaben kannst du gut auch an miesen Tagen machen?
Und, am allerwichtigsten:
Du trainierst deinen Vertrauensmuskel. Denn du erlebst immer wieder, dass es eine Alternative zum "Kapitulieren“ gibt, also zum Nichtstun.
Zusammenfassung
Wenn du das Gefühl hast, im Alltag nicht so gut in die Umsetzung zu kommen, kann das an den Rahmenbedingungen liegen, die du für dich selbst schaffst, und den Spielregeln, die du für dich selbst aufstellst.
Dafür brauchst du erstmal kein ausgeklügeltes System, sondern diese 3 Fragen:
- Was mache ich?
- Was brauche ich dafür?
- Und wie geht es mir heute?
Dann verbringst du deine Zeit mit deinem Englisch wirklich mit deinem Englisch – und nicht damit, immer wieder die gleichen Entscheidungen zu treffen.
Ready But Stuck: Für alle, die nicht wissen, womit sie loslegen sollen
Wenn du jetzt denkst: „Ich würde das ja gerne mal ausprobieren, aber ich weiß gerade echt nicht, womit ich loslegen könnte", dann habe ich etwas für dich.
Mit dem Ready But Stuck Abo bekommst du jede Woche einen kurzen Podcast auf Englisch, und dazu gibt es ein Transcript und ein Workbook mit Übungen.
Die Idee dahinter ist, dass du Materialien bekommst, also gar nicht entscheiden musst, was du machst. Außerdem hast du alles an einem Ort – auf der Plattform Steady, aber auch in deinem E-Mail-Postfach. Dann kannst du je nach Tagesform wählen, welche Übung gut für dich passt.
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