Den gleichen Instinkt brauchst du, wenn du Englisch sprichst und dir Wörter fehlen. Du möchtest etwas sagen, aber dein "Kühlschrank" ist leer. Auch dann gilt: Cook what’s in the fridge. Nutze was du hast, und zwar jetzt.
Dieser Post ist eine leicht gekürzte Version einer Podcast-Folge. Wenn du lieber reinhören willst, findest du die Folge hier:
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von letscast.fm zu laden.
Warum es keine Lösung ist, auf die perfekten Wörter zu warten
Wenn dir ein Wort fehlt, ist das erstmal frustrierend. Klar. Aber es ist auch völlig normal. Nicht nur im Englischen – auch in deiner Muttersprache passiert es, dass du nach Worten suchst, dich verhaspelst, Sätze umstellen musst. Sprache ist nun mal lebendig, und alles, was lebendig ist, wird mal unbequem. Und gerade beim spontanen Sprechen gehört Stolpern dazu.
Zum Problem wird das erst, wenn du dich an diesem fehlenden Wort festbeißt und dein innerer Dialog sich gegen dein Englisch richtet: „Ich habe nie die passenden Wörter! Ich kann das nicht. Englisch, du bist einfach nicht gut genug." Während du noch innerlich schimpfst, verpasst du dann die Chance, das Gespräch fortzusetzen – mit den Wörtern, die du eigentlich hättest.
Und dann passiert genau das, was du eigentlich vermeiden wolltest. Dein Publikum merkst so nämlich erst, dass dir gerade Wörter fehlen.
Also. Du kannst dich über fehlende Wörter ärgern, oder du lässt es.
Letztendlich ist das Ganze ja ein Gravity Problem. Fehlende Wörter sind wie die Schwerkraft. Mit der haderst du ja auch nicht, sondern du lebst mit ihr. Anstatt dich also mit Sorgen um fehlende Wörter aufzuhalten, richte den Blick lieber auf die Wörter, die du hast.
Wie du die Wörter nutzt, die du hast
Versteh mich nicht falsch: Ich sage nicht, dass du nie wieder neue Wörter lernen sollst. Aber wenn du gerade sprichst – sprich. Und zwar mit dem, was du in diesem Moment zur Verfügung hast.
Dafür gibt es gute Strategien:
Nutze einfache Wörter. Einfache Wörter sind ja nur deshalb "einfach", weil sie so häufig verwendet werden. Und sie werden häufig verwendet, weil sie einfach gut sind.
Gib Beispiele. Oder nutze Namen.
Umschreibe Dinge. Wie sieht das aus? Wofür benutzt man das? In welcher Situation sehe, fühle, erlebe ich das?
Und das ist auch gut für dein Publikum. Denn ganz nebenbei wird dein Stil sogar nahbar und lebendig.
Außerdem: Andere Menschen denken beim Zuhören mit. Sie wollen dich verstehen. Sie wissen nicht, welches scheinbar "perfekte" Wort du gerade gesucht hast und konzentrieren sich statt dessen viel mehr darauf, was du inhaltlich sagst.
Das entspannt übrigens ungemein. Und je entspannter du bist, desto eher fallen dir dann ironischerweise die Wörter ein, die dir "auf der Zunge liegen", oder die dir "bestimmt gleich einfallen", oder die du "doch schon mal gelernt" hast. Denn je entspannter du bist, desto leichter kommst du an deine Vorratskammer.
Deine Vokabel-Vorratskammer ist voll: wenn du sie füllst und pflegst
In deiner Vorratskammer sind alle Wörter, die dir gerade nicht aktiv zur Verfügung stehen, obwohl du sie auf jeden Fall erkennen würdest, wenn du sie irgendwo siehst.
Das ist noch so ein Schwerkraft-Problem: Dein rezeptiver Wortschatz ist größer als dein produktiver Wortschatz. Du verstehst mehr als du aktiv anwendest. Immer. Auch im Deutschen. Schwerkraft halt.
Und dann gibt es jede Menge Wörter, die irgendwo zwischen dem aktiven und dem "passiven" Wortschatz herumhängen. Die Wörter, die dir fast einfallen, aber eben nicht rechtzeitig. Dazu meinte eine Kundin mal: "Die Vorratskammer ist voll, aber die Tür klemmt."
Dich darüber zu ärgern bringt wenig. Aber du kannst üben, dich später nochmal in Ruhe daran zu erinnern, was dir gerade gefehlt hat und so deinen Wortschatz zu aktivieren.
Außerdem organisierst und füllst du deine Vorratskammer langfristig, indem du regelmäßig Englisch in dein Leben holst. Du hörst und liest Neues, benutzt Englisch und reflektierst immer wieder, welche Vokabeln noch fehlen und wie du sie aktiv nutzen kannst. So baust du Vertrauen zu deinem Englisch auf.
Spontanes Englisch braucht keine Perfektion – sondern Strategien
Wie beim Kochen gilt auch beim Englischsprechen: Du brauchst Zutaten, aber vor Allem auch Rezepte - also Strategien - und Übung. Das kannst du natürlich üben:
- Gewöhne dich daran, dass "huch, wo ist das Wort"-Momente zum Leben gehören. Dann musst du dich nicht so ärgern.
- Übe Strategien, um "andere Wörter" zu finden. Dann machst du dir gar nicht so schnell Sorgen.
- Gewöhne dir an, die Suche nach fehlenden Wörtern auf später zu verschieben. So sprichst du schneller über die Lücke hinweg.Und kümmere dich um deinen Wortschatz, wenn du Zeit hast.
Diese Strategien sind nicht kompliziert - aber das bedeutet nicht, dass du es unbedingt einfach findest, sie anzuwenden. Simple, but not easy. Gewöhnungssache eben.
Vertrauen wächst durchs Tun – nicht beim Warten
Wenn du beim Englischsprechen das Gefühl hast, dir fehlen die Wörter – dann schau nicht auf das, was fehlt. Sondern auf das, was da ist. Du wirst satt. Auch mit Pasta und Pesto.
Und mit der Zeit wirst du besser darin, die nötigen Strategien anzuwenden. Deine Vorratskammer wird voller. Du lernst, wo deine Basics stehen. Und du weißt: Auch wenn mal was fehlt – Mittagessen gibt es trotzdem.