Schatz, wir müssten mal wieder was für unser Englisch tun … aber was?
Stell dir vor, du sitzt mit deinem Schatz auf dem Sofa. Ihr schaut eure Lieblingsserie und eigentlich passt alles - Popcorn, Kuscheldecke, alles da. Und dann sagst du: „Schatz, wir müssten mal wieder was zusammen unternehmen.“ Und Schatz sagt: „Ja, finde ich auch.“
Und was passiert dann? Genau. Nichts.
„Wir müssten mal“ heißt: irgendwann, theoretisch, aber nicht jetzt. Es heißt nicht: "Wir setzen uns jetzt hin und überlegen, was wir wirklich wollen." Und genau das ist das Problem – nicht nur in Beziehungen, sondern auch mit Fremdsprachen.
„Ich müsste mal wieder was für mein Englisch tun“ – echt jetzt?
Diesen Satz höre ich oft, wenn ich Menschen erzähle, was ich beruflich mache. Aber wenn ich dann frage: „Echt? Müsstest du? Warum denn?“, wird es schnell schwammig. Wer „müsste“, will oft gar nicht. Und wer „mal wieder was machen“ will, hat vermutlich keinen Plan. Und genau da setzt das Thema „Commitment“ an: die Entscheidung, wirklich Ja zu sagen – zu deinem Englisch, zu deinem Ziel, zu den Schritten, die du gehen musst.
Wenn du dich entscheidest, in deine Englischbeziehung zu investieren, reicht es nicht, Englisch „ganz nett“ zu finden. Du weißt sicher schon, dass dein Englisch unbequem ist, viel Arbeit macht und dich manchmal nerven wird. Deshalb braucht dein Englisch eine echte innere Zusage. Ihr braucht einen Plan. Ohne den passiert genau das Gleiche wie auf dem Sofa: nichts.
Warum Ziele oft nicht funktionieren
Viele Menschen setzen sich Ziele für ihr Englisch, die sie aber nicht umsetzen. Das liegt oft daran, dass ihre Ziele gar keine Ziele sind, sondern eher lose Ideen, die weder konkret noch motivierend ist.
Was sind aber "echte" Ziele?
Wer sich über Ziele Gedanken macht, landet schnell bei SMART-Zielen – das sind Ziele, die spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert formuliert werden. In der Theorie klingt das super, aber meiner Erfahrung nach eignen sich SMART Ziele eher nicht für langfristige, komplexe, schwer vorhersehbare Aufgaben wie Englischlernen.
Wenn ich gemeinsam mit Kundinnen Ziele für ihr Englisch formuliere, weichen wir gar nicht so weit von den Kategorien aus den SMART-Zielen ab. Allerdings geben wir ihnen eine andere "Geschmacksrichtung". Ich verwende dabei Begriffe, die fürs Englischcoaching besser passen: Attraktiv, erfahrbar, konkret, und glaubwürdig.
Ist dein Ziel attraktiv?
Ganz einfach gesagt: Du musst schon wollen.
Wer Englisch lernt, erzählt mir oft erstmal, was alles nicht mehr passieren soll. Damit kannst du natürlich auch anfangen, denn du hast sicher eine gute Vorstellung davon, was du alles nicht mehr erleben willst. Und dann formuliere das Ganze positiv um. Was wäre denn das Gegenteil? So wird zum Beispiel aus „Ich will in Smalltalk Situationen nicht mehr stumm daneben stehen“ ein „Ich will im Smalltalk aktiv das Gespräch mit anderen Menschen suchen“.
Ist dein Ziel erfahrbar?
Stell dir dein Ziel als Film vor: Wie fühlt es sich an, wenn du dort bist? Was siehst du, hörst du, erlebst du, sagst du? Spürst du diese Situation so, als würdest du sie selbst erleben? Kannst du dir vorstellen, die Figur in diesem Film zu sein?
Was machst du zum Beispiel in der Smalltalk Situation von eben? Setzt du dich neben die Person, die Englisch spricht - oder vermeidest du sie? Beginnst du das Gespräch mit einer Frage? Wie klingt deine Stimme? Wie fühlst du dich dabei?
Der Vorteil an dieser Art von Zielvorstellung ist, dass du eine Veränderung zwischen deinem Jetzt-Zustand und deiner Wunschsituation erfährst. Du fühlst dich anders. Du handelst anders. Und andere Menschen reagieren vielleicht auch anders auf dich.
Wenn sich dein Ziel so erfahrbar anfühlt, wird es einfacher für dich, Fortschritte zu bemerken: Du musst mit dem Erleben von Fortschritten nicht warten, bis du dein Ziel erreicht hast. Statt dessen erlebst du schon "unterwegs", dass sich etwas verändert. Denn das, was du gerade erlebst, fühlt sich schon ein bisschen so an wie deine Wunsch-Film-Sequenz.
Ist dein Ziel konkret?
Wenn du dir deinen inneren Film vorstellen kannst, hast du vermutlich auch konkrete Handlungen im Kopf.
“Ich will auf Parties mehr sprechen.” Hm.
Wie wäre es damit: “Ich stelle in der ersten halben Stunde drei Fragen.” Ah. Das kannst du vorbereiten und üben. Du weißt, wer da ist. Du kannst dir vorher Fragen überlegen.
Schau dir deinen inneren Film an. Was tust du? Was sagst du? Was bräuchtest du, um das machen zu können?
Wiederholung bis zum Happy End?
Du kennst das aus Kinofilmen: Da gibt es eine Anfangssituation und ein Happy End. Irgendwo dazwischen machen die Hauptfiguren Sachen, die das Happy End ermöglichen. Erinnere dich an Montagesequenzen in Filmen wie Dirty Dancing (oder beliebigen Teenie-Romanzen): Du siehst, wie die Hauptfiguren jeden Tag üben. Das Mädchen wird in die Luft gehoben und fällt ins Wasser. Immer wieder. Und irgendwann klappt es.
Wenn du diese Art von Film kennst, weißt du auch: Genau in dieser Zeit, die da gerade in wenigen Szenen durchgehechelt wird, passiert die wichtige Veränderung im Film.
Da freunden sich Menschen miteinander an, oder sie verlieben sich. Da entwickelt jemand die Fähigkeiten, die hinterher das Happy End ermöglichen. Das ist immer der Zeitraum, in dem die Magie liegt. Die ausdauernde Beschäftigung mit der Person, oder der Aufgabe, ist das wichtige Ereignis. Da passiert was mit dieser Beziehung. Da entstehen Enemies to Lovers-Geschichten. Und das ist der Trick hinter eigentlich jedem gut erfahrbaren Ziel, dass du es nämlich im Machen immer schon auch erfüllst.
Wenn du dein attraktives, erfahrbares Ziel formuliert hast und sofort Ideen für konkrete Handlungen hast, ist das also ein sehr gutes Zeichen.
- Wenn ich ein Meeting auf Englisch habe, schreibe ich mir vorher drei Punkte auf, die ich sagen will, weil mein Ziel war, in Meetings mehr zu sprechen.
- Ich lese jede Woche ein Paper auf Englisch und fasse das hinterher schriftlich in meinen eigenen Worten zusammen, denn mein Ziel war, eine Schreibroutine für mein akademisches Englisch zu entwickeln.
Du siehst, da gibt es immer eine konkrete Beziehung zwischen den Handlungen, die man ausführt, und dem Ziel, das man sich gesetzt hat.
Damit das klappt, musst du dir dein Ziel aber auch glauben. Du musst dir vorstellen können, dass du es erreichen kannst.
Glaubst du dir dein Ziel?
Klar, dein Ziel darf und sollte sogar ambitioniert sein – aber du musst es dir auch selbst glauben. Und genau dieser Punkt bringt Menschen oft ins Straucheln.
Wer sich sein eigenes Ziel nicht glaubt und nicht vorstellen kann, wird es auch schwierig finden, in Verbindung zu diesem Ziel zu gehen und dann entsprechende Handlungsoptionen für sich selber zu finden.
"Fließend sprechen"? Das kannst du dir vielleicht nicht vorstellen. Du weißt ehrlich gesagt vielleicht nicht mal, wie das aussehen könnte, oder wie es sich anfühlt. Du glaubst dir dieses Ziel nicht. Und du kannst dir auch keine Schritte auf dem Weg dahin vorstellen. Du sprichst dieses Ziel mit einem ungläubigen Kichern oder kritischer “na, wie das wohl werden soll”-Miene aus.
Oder du hast ein relativ konkretes Ziel und machst dir eine Liste und sammelst fleißig Dinge, die du für dein Ziel tun kannst, und denkst: „Oh Gott, das schaffe ich nie. Ich habe ein volles Leben. Ich habe schon so viele Verpflichtungen. Ich weiß gar nicht, wo ich das noch unterbringen soll."
Das Ergebnis: Du fängst gar nicht erst an. Oder du machst irgendwas, ohne zu hinterfragen, ob das denn jetzt wirklich auf dein Ziel einzahlt.
Wenn du so etwas erlebst, kann es sein, dass deine Ziele dich einfach ein bisschen überfordern. Und deshalb sind gute Ziele auch Ziele, die wir uns selber glauben.
Du musst deine ambitionierten Ziele aber nicht aufgeben. Du erkennst einfach an, dass das, was du dir vorgenommen hast, ein echter Brocken ist. Und dann stellst du dir die folgenden Fragen:
- Woran würde ich merken, dass ich mich ein kleines bisschen in die richtige Richtung bewegt habe?
- Was wäre der "kleinere Brocken"? Kannst du dein Ziel aufteilen? Hat es mehrere Bestandteile, an denen du getrennt arbeiten kannst? Oder nacheinander?
Wissen, machen, fühlen
Dabei kann es hilfreich sein, die unterschiedlichen Bereiche "machen", "wissen" und "fühlen" zu betrachten. Wenn du ein kleines bisschen näher an dein Ziel kommst, was würdest du konkret wissen? Wie würdest du handeln und wie würde es dir dabei gehen?
Hier ist ein Beispiel: Du willst auf einer Konferenz entspannt auf Fragen antworten können.
Was heißt das eigentlich?
- Du kannst typische Fragen beantworten. Die kannst du dir vorher überlegen. Mach eine Liste. Überleg dir Antworten. Such Vokabeln raus. Du hast genug Expertenwissen, um die "Klassiker" an Fragen zu kennen. Also kannst du dich darauf vorbereiten, typische Fragen zu beantworten.
- Du kannst inhaltliche Fragen beantworten. Du kannst üben, deine Hauptaussagen zusammenzufassen.
- Du kannst souverän über Fachthemen sprechen. Du hast nämlich geübt, wichtige Begriffe auf Englisch auszusprechen.
- Außerdem kannst du Strategien üben, um Verständnisfragen zu stellen oder Fragen auf später zu verschieben.
- Du weißt außerdem, dass sich deine Vorbereitung positiv auf dein Erleben auswirken wird. Du bist vielleicht immer noch nervös - aber nicht mehr so nervös, dass dir in dem Moment gar nichts mehr einfällt.
Du kannst also dieses große Ziel - erfolgreich auf einer Konferenz sprechen, souverän auf Fragen in der Fragerunde antworten - auf kleinere Ziele herunterbrechen.
Dann ist die Liste an Handlungen zwar immer noch respekteinflößend, aber du glaubst dir selbst, dass du sie nach und nach abarbeiten kannst. Und damit wirst du handlungsfähig.
Wenn du also merkst, dass du Englisch immer wieder anfängst und aufgibst, oder wenn du ahnst, dass alles, was du für dein Englisch machst irgendwie kein richtiges Ziel verfolgt - dann frag dich: Ist mein Ziel zu vage? Und: Glaube ich mir mein Ziel, oder ist es zu groß?
Musst du also konkreter werden? Oder kleinteiliger denken?
Woran merkst du, dass du nachjustieren musst? Ablenkungen und Ersatzhandlungen
Viele Menschen merken erst im Machen, dass mit ihrem Ziel irgendwas nicht stimmt. Sie setzen sich Ziele, machen dann aber Dinge, die gar nichts mit diesen Zielen zu tun haben.
Das hast du vielleicht auch schon erlebt. Du setzt dir ein Ziel, fällst dann aber in der Umsetzung auf Standard-"Tipps" zurück, die sofort automatisch in deinem Kopf runterspulen. Du denkst an Graded Reader, eine Lern-App, Phrasenlisten, Vokabellisten, Filme schauen, jeden Tag zehn Vokabeln lernen. So lernst man doch, oder?
Da würde ich dich kurz unterbrechen und sagen: „Okay, ist das relevant für deinen inneren Film? Wenn du dich jetzt dabei filmst, wie du immer wieder diese Sache machst, englische Filme schaust, Graded Readers liest, oder an deiner App übst: Ist das die Filmsequenz, die letztendlich dazu führt, dass du im großen Finale in dem Film bist, in dem du eigentlich gerne sein wolltest?
Da möchte ich dich bitten, ganz ehrlich mit sich selbst zu sein.
Du kannst Gilmore Girls schauen, klar. Das ist eine angenehme und auch herausfordernde Tätigkeit. Aber wenn dein Ziel war, in drei Monaten einen Vortrag auf einer Konferenz zu halten, dann bringt dir das nicht viel.
Du kannst auch mit einer Sprach-App Alltagsvokabeln lernen. Das macht dir vermutlich Spaß und du kannst deine "Fortschritte" an grünen Balken, Next Levels oder erreichten Punkten sehen. Nur: Sind das Fortschritte auf dein Ziel hin? Was, wenn du eigentlich ganz dringend Fachvokabular für deine Coaching-Ausbildung brauchst? Dann sind das eher Fort-Schritte, weg von deinem Ziel. Denn du verbringst deine kostbare Zeit mit Dingen, die nicht relevant für dich sind.
Wer keinen guten Bezug zu seinem Ziel hat, der lässt sich gerne von Sachen ablenken, die man angeblich so tut, um Englisch zu lernen.
Verstehe mich da nicht falsch. Das sind an sich nicht unbedingt "schlechte" Sachen. Die haben dich vielleicht sogar in der Vergangenheit unterstützt - als du dich aufs Abi oder einen Urlaub vorbereitet hast. Du hattest damals aber auch andere Ziele.
Nicht alle Tipps funktionieren für alle Ziele. Ich will das aber gar nicht trivialisieren: Wenn dich die Tipp-Lawine überrollt, ist es nicht einfach, konsequent zu hinterfragen, welche Schritte jetzt eigentlich gut für die eigene Beziehung sind.
Aber: Dein Film. Dein Drehbuch.
Also solltest du ein Ziel wählen, das dir wichtig genug ist, um dich ihm wirklich zu widmen und dann eben auch die Dinge zu machen, die auf dieses Ziel einzahlen.
Du solltest immer wieder die Verbindung zu deinem dem Ziel spüren, während du Dinge tust, die wahrscheinlich auch einfach harte Arbeit sind.
Das kann übrigens auch bedeuten, dass deine erste Handlung überhaupt erst mal ist, herauszufinden, welche konkreten Handlungen dir dabei helfen, dein Ziel zu erreichen. Du machst dich so zur Expertin für dein Ziel.
Wenn es dir schwer fällt, dein Ziel zu definieren und Handlungen zu finden, die auf dieses Ziel einzahlen, kannst du dir natürlich Hilfe holen. Zum Englischlernen gehört nämlich nicht nur, sich das reine "Sprachwissen" anzueignen: Du lernst auch, Strategien anzuwenden, die dich beim Lernen unterstützen.
Wenn du dir das nicht so richtig vorstellen kannst: Sprich mit mir. Du kannst gerne ein unverbindliches Kennenlerngespräch mit mir vereinbaren und wir finden gemeinsam heraus, wie dein Ziel und deine Lernstrategie aussehen könnten.
Passende Ziele setzen: Dann klappts auch mit Schatzi
Wenn du also mit deinen Englisch-Versuchen immer wieder scheiterst oder das Gefühl hast, dass das "irgendwie nichts bringt": Schau nochmal auf deine Ziele und deine geplanten Handlungen.
- Sind deine Ziele attraktiv für dich?
- Sind deine Ziele erfahrbar? Kannst du sie dir als inneren Film vorstellen?
- Glaubst du dir deinen inneren Film, oder musst du dich gedanklich erst in eine Action-Figur verwandeln, um dir vorzustellen, dass du in diesem Film mitspielen kannst?
- Kannst du dir konkrete Schritte auf dem Weg zu deinem Ziel vorstellen?
Gute Ziele fühlen sich nicht wie ein Punkt in weiter Ferne an, sondern wie eine Filmsequenz in deinem Leben. Während du darauf hinarbeitest, bist du schon mittendrin. Du erlebst dein Ziel, während du es verfolgst.
Also, Schatz … was ist der erste Schritt?
Zurück zum Sofa. Wenn du sagst „Schatz, wir müssten mal wieder was unternehmen“, dann passiert nichts. Aber wenn du sagst „Lass uns am Mittwoch nach der Arbeit spazieren gehen und planen, was wir am Wochenende unternehmen wollen - dann können wir auch gleich Tickets bestellen oder einen Tisch reservieren", passiert auch wirklich etwas. Du siehst, wie dein innerer Film gerade auch bei Schatzi ankommt.
Und genauso ist das mit deinem Englisch.
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