Das Watt frisst mich! Ist Barfuß-Englisch die Lösung?

Das Watt frisst mich!

Mein Schuh steckt fest.

Ich stehe im Watt, hundert Meter von der Küste entfernt, die Sonne scheint, das Meer glitzert und mein Gummistiefel steckt im Schlamm. Mit Mühe bekomme ich ihn frei, gehe weiter, stecke wieder fest. Ich fluche, ziehe den Schuh wieder raus und habe in diesem Moment keinen Sinn dafür, dass ich in einem faszinierenden Lebensraum stehe. Die Wattwürmer können mich mal.

Ein paar hundert Meter weiter schlendern Menschen an der Wasserlinie entlang, die Füße auf festem Boden. Guck mal, ein Seestern! Und da eine Robbe, die den Kopf aus den Wellen streckt! Wie süß!

Pah. Süß. Das Watt frisst mich.

Dann der Gedanke: Zieh halt die Schuhe aus.

Ich ziehe den ersten Stiefel aus und versinke sofort knöcheltief im Schlamm. Der ist glitschig und warm, Muscheln gleiten an meinem Fuß entlang. Hm. Bisschen seltsam, aber nicht unangenehm. Ich ziehe den Fuß halbwegs mühelos raus. Es schmatzt und blubbert. Gar nicht so schlecht. Ab da gehts. Etwas unbeholfen, sehr “messy”, harte Arbeit, aber es macht Spaß. Zehn Minuten später stehe ich auf der Sandbank an der Wasserlinie. Seehunde sehe ich nicht, aber ich fühle mich wunderbar.

Ich weiß, dass ich im Leben öfter mal die Schuhe ausziehen müsste - immer dann, wenn ich mir was unnötig verkompliziere.

Dabei bringe ich ja anderen Menschen in gewisser Weise das “Barfußgehen” bei.

Wer nach langer Zeit anfängt, Englisch zu sprechen, steht erstmal im Schlamm. Alles ist schwer, die Worte kommen nicht, und alle anderen tänzeln weiter vorne über die Sandbank.

Dann kommt meistens der Wunsch nach “mehr”: Mehr Worte. Mehr Grammatik. Nur brauchst du in so einem Moment eher weniger. Weniger Sorgen. Weniger Komplexität. Einfach das Englisch, das du schon hast. In dem Moment, wo du dich auf deine eigenen Ressourcen besinnst, kommst du weiter. Und weiter als du denkst. Barfuß-Englisch, sozusagen.